Mittwoch, 9. März 2016

Erklärung von COPINH vom 6. März 2016



La Esperanza, Intibucá, Honduras

Der Rat der Indigenen und Volksorganisationen von Honduras – COPINH - fordert Ermittlungen durch unabhängige und unparteiische Experten, um die tatsächlichen intellektuellen und ausführenden Verantwortlichen für den politischen Mord an Berta Isabel Cáceres Flores, Koordinatorin vom COPIHN, zu ermitteln. Für die Ermittlungen fordern wir insbesondere, dass der honduranische Staat eine Vereinbarung mit der Interamerikanischen Menschenrechtskommission - CIDH - unterschreibt, damit diese unabhängige Experten schickt, um unparteiische, transparente und saubere Ermittlungen zu leiten.


COPINH klagt ausdrücklich an, dass der honduranische Staat die Ermittlungen zum Mord an unserer Genossin Berta Cáceres mit dem Ziel manipuliert, COPINH zu kriminalisieren und sein Image auf nationaler und internationaler Ebene zu säubern. Wir klagen an, dass es die Absicht des Staates ist, die Wahrheit über den politischen Mord an Berta Cáceres Flores zu verschleiern, indem sie erklären, dass es der Mord aus Leidenschaft oder persönlichen Motiven verübt wurde. Wir klagen an, dass der honduranische Staat sich bei den Ermittlungen darauf konzentriert, Mitglieder von COPINH zu beschuldigen.

Wir klagen die Ungerechtigkeiten im Verlauf der Ermittlungen an, wie die Ablehnung des Antrages der Familie von Berta an das Ministerio Público, die Autopsie von Berta in Präsenz von unabhängigen forensischen Experten durchzuführen; die Beschlagnahmung eines Fahrzeugs der Organisation sowie die Schuhe von Tomas Gómez, Koordinator der Organisation, durch die Ermittler ohne jegliche Rechtfertigung.

Wir klagen an, dass der Staat Aureliano Molina Villanueva, Mitglied von COPINH für 48 Stunden inhaftiert hat, trotz Zeugenaussagen, dass Aureliano zum Zeitpunkt als Berta ermordet wurde, in San Francisco de Lempira war, 2 Stunden von La Esperanza entfernt.

Es ist klar, dass der honduranische Staat, der gleiche Staat, der Berta kriminalisiert hat, der gleiche Staat, der Haftbefehl gegen Berta erlassen hat, der gleiche Staat, der sie verfolgt und bedroht hat, der die Verantwortung für ihre Ermordung trägt, nicht gegen sich selbst ermitteln kann. Der gleiche Staat, der Berta Cáceres verfolgt dafür hat, dass sie sich den wirtschaftlichen und politischen Mächten entgegengestellt hat, will nur die Ermittlungen manipulieren, um die Kriminalisierung und Diffamierung fortzusetzen.

Wir wissen mit Sicherheit, dass der Mord an Berta Cáceres ein politischer Mord war, mit dem Ziel eine führende Persönlichkeit im Kampf gegen das neoliberale Modell der Zerstörung und des Todes, dem der Staat sich verschreibt, zum Schweigen zu bringen. Wir machen den honduranischen Staat sowie die wirtschaftlichen und politischen Mächte verantwortlich, dass sie den Kampf von Berta Cáceres zur Verteidigung der natürlichen Güter und des Volkes der Lenca sowie speziell den Kampf für die Verteidigung des Flusses Gualcarque, wo das Unternehmen DESA zum zweiten Mal versucht, ein Staudammprojekt illegal und illegitim zu bauen, zum Schweigen bringen wollten.

Wir klagen an, dass am 20. Februar 2016 während einer Demonstration von COPINH gegen den Staudamm Agua Zarca, der Vizebürgermeister von San Francisco Ojuera, der mit dem Unternehmen DESA kollaboriert, indem der das Staudammprojekt bewirbt, eine Todesdrohung gegen Berta Cáceres ausgesprochen hat.
Am 16. Februar haben bewaffnete Männer Berta Caceres und andere Mitglieder von COPINH verfolgt, als sie Rio Blanco verließen. Sie haben sie im Fahrzeug von Plan de Encima bis Zacapa verfolgt. Am 25. Februar, während der Räumung von Lenca - Familien von COPINH in Jarcia, Guinse, Intibuca durch die Polizei und die Armee, hat ein Element der DGIC Berta Cáceres belästigt und ihr gesagt, dass sie nicht für sie bürgen, falls ihr etwas passieren sollte.

Berta erhielt unaufhörlich Todesdrohungen wegen ihres Kampfes zur Verteidigung der Lenca, einschließlich Tage vor ihrer Ermordung.

Wir wiederholen die Anklage aus der Erklärung von COPINH vom 20. Februar, dass DESA bekannte Kriminelle als paramilitärische Sicherheitskräfte angestellt hat. Einer von ihnen war in den Mord an Bernardo Pérez involviert und wurde Ende Dezember 2015 wegen illegalen Waffenbesitzes verhaftet, jedoch freigelassen, nachdem er mit Geld und Sorgfalt vom Sicherheitschefs von DESA -PH Agua Zarca, Jorge Avila, öffentlich unterstützt wurde.

Wir wiederholen unsere Anklage gegen die Kollaboration zwischen DESA und dem honduranischen Staat bei den Drohungen gegen das Volk der Lenca und klagen die Kollaboration von Sicherheitskräften, Polizei und Militär und TIGRES an, die sich in dem Gebiet ausbreiten, wo der Staudamm errichtet werden soll. 

Wenn die Staatsanwaltschaft den Tod von Berta Cáceres ermitteln will, sollten sie Fahrzeuge, die im Zusammenhang mit DESA stehen, beschlagnahmen und ihre Auftragsmörder untersuchen, speziell den blauen Ford 150, in dem sich die Auftragsmörder von DESA vor der Ermordung Bertas bewegt haben.

Momentan hat der honduranische Staat Gustavo Castro Soto, der Zeuge am Mord war und durch Kugeln verletzt wurde, verboten, das Land zu verlassen. Gustavo ist Koordinator von Otros Mundos / Friends of Earth Mexico. Er hat bereits seine Zeugenaussagen den Ermittlern gegenüber gemacht. Heute Morgen wurde ihm der Zutritt ins Flugzeug nach Mexiko verwehrt. Wir klagen an, dass seine Sicherheit in Gefahr ist, wenn er zurück nach La Esperanza gebracht wird.

Wir fordern, dass die wirtschaftlichen und politischen Mächte ermittelt werden, die hinter dem Mord an Berta Cáceres Flores stehen, wofür wir unabhängige und unparteiische Experten brauchen.

Wir fordern Gerechtigkeit für Berta Cáceres! Wir fordern, dass die wahren Mörder von Berta bekannt gemacht werden. Wir fordern, dass der honduranische Staat es unterlässt, die Ermittlungen zu manipulieren und dass er unverzüglich eine Vereinbarung mit der Interamerikanischen Menschenrechtskommission - CIDH - unterschreibt, damit unparteiische und transparente Ermittlungen anfangen können.

Wir fordern den Rückzug von DESA vom Fluss Gualcarque und dass die internationalen finanzgebenden Institutionen wie FMO und Finnfund die Gelder und die Unterstützung für das Projekt Agua Zarca zurückziehen.

Wir fordern ein Ende der Kriminalisierung von COPINH und die Wahrung der physischen Integrität von Tomas Gómez, Koordinator von COPINH, aller Mitglieder der Koordination von COPINH, der Mitglieder von COPINH in Río Blanco sowie den kommunalen Führungsmitgliedern von COPINH.

Wir fordern ein Ende der Morde, der Verfolgungen, der Militarisierung und Kriminalisierung von allen Kämpferkinnen und Kämpfern des honduranischen Volkes.

Wir bestärken erneut unseren Kampf um die Verteidigung der natürlichen Gemeingüter und des Volkes der Lenca.

Wir bestärken erneut unsere Verteidigung es Flusses Gualcarque.

Mit den Kräften unserer Vorfahren von Lempira, Mota, Entempica, erheben sich unsere Stimmen voll von Leben, Gerechtigkeit, Würde und Frieden.

Berta Cáceres lebt!!
COPINH