von Giorgio Trucchi, REL-UITA,in npla
(Quito/Tegucigalpa, 07. November 2016, alai).-
Das Nationale Agrarinstitut INA (Instituto Nacional Agrario) ist von
massiven Kürzungen betroffen: Der Personalbestand wurde um 50 Prozent
reduziert, ein Regionalbüros sowie 18 Büros verschiedener Sektoren
geschlossen. Damit scheint das Scheitern der Landreform in Honduras
besiegelt. Gleichzeitig erreicht die Gewalt gegen die Bauernbewegung im
Aguán-Tal einen neuen Höhepunkt.Proteste der Bauern und Bäuerinnen vom 3. November / Foto: Giorgio Trucchi, Rel-UITA |
Ferner tadelten sie die mangelnde Entschlossenheit bei der Suche nach einer Lösung für die Agrarkonflikte in Atlántida und Aguán und kritisierten, dass bisher kein Prozess zur Neubewertung der Agrarschulden der Bauernbetriebe in Gang gekommen sei.
Außerdem forderten sie, die Proteste der Bauernbewegung nicht weiter zu kriminalisieren und gerichtlich zu verfolgen und prangerten die jüngste Eskalation des Konflikts im Aguán-Tal an.
REL-UITA sprach dazu mit Yoni Rivas, Sprecher des regionalen Bauernverbands Plataforma Agraria Aguán-Tal.
Yoni Rivas, Pressesprecher der Bauernbewegung MUCA aus dem Aguán-Tal / | Foto: Giogrio Trucchi, Rel-UITA |
Yoni Rivas: Am 18. Oktober wurden der Präsident der Vereinigten Bauernbewegung von Aguán MUCA (Movimiento Unificado Campesino del Aguán) José Ángel Flores und Silmer Dionisio George, ein weiteres führendes Mitglied, ermordet. Wir sind sehr in Sorge. Seit zwei Jahren weisen wir auf die Unterwanderung der Bauernverbände durch paramilitärische Gruppen hin und fordern eine Neubewertung der Agrarschulden, die uns 2012 durch die Regierung aufgebrummt wurden. Niemand hat uns angehört.
Was sie vorhaben, ist klar: das soziale Netzwerk und die Organisationsstruktur der Bauernverbände zerschlagen, uns wirtschaftlich in die Enge treiben und unsere Organisationen zerstören, indem sie die Wortführer*innen umbringen. Die paramilitärischen Gruppen unterwandern unsere Verbände, das heißt, die Todesschwadronen haben ihre Messer gewetzt und beginnen, uns zu töten.
Woher kommt diese Strategie?
Yoni Rivas: Kein Zweifel: Dahinter stehen die Regierung, die Landbesitzer*innen und die undurchsichtige Seite des Militärs. Und ihr Ziel ist es, sich das Land wieder anzueignen und den Vorschlag einer umfassenden Agrarreform zu kippen.
Erinnern wir uns an die Worte des verstorbenen Großunternehmers Miguel Facussé, der 2014 erklärt hatte, in spätestens zwei Jahren gehörten alle Ländereien, die er an MUCA verkauft habe, wieder der [von ihm gegründeten] Corporación Dinant.
Welche Möglichkeiten hat die Bauernbewegung von Aguán, sich gegen diese Verquickung von Unterwanderung, Zerstörung und Ermordung zur Wehr zu setzen?
Yoni Rivas: Wir arbeiten daran. Zunächst einmal versuchen wir, landesweit und über die Grenzen von Honduras hinaus publik zu machen, was hier passiert. Außerdem haben wir einen Vorschlag zur Umstrukturierung der Agrarschulden ausgearbeitet, den wir demnächst vorstellen werden. Das wird uns ermöglichen, die bäuerlichen Unternehmen zu stärken und die Bewegung zu konsolidieren.
Und wenn die Regierung den Vorschlag ablehnt, was würde das für euch bedeuten?
Yoni Rivas: Das hätte fatale Folgen für mehr als 2.500 Familien. Dennoch sind wir nicht bereit, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Wir sind entschlossen, das Land zu verteidigen, das wir haben. Wir werden stark bleiben und weiter alle Unterwanderungen und Übergriffe anprangern. Wir fordern alle Organisationen, die uns in den letzten Jahren unterstützt haben, auf, wachsam zu bleiben und im Auge zu behalten, was in den nächsten Monaten passieren kann.
Sieht so aus, als würde dieser Landkonflikt nie gelöst werden….
Yoni Rivas: Die paramilitärische Struktur, die nach dem Staatsstreich geschaffen wurde, versteht es, in Zeiten der zunehmenden Militarisierung der Region und Unterwanderung der Bauernbewegung ihre Strategie zu verändern und zu verfeinern. Infolgedessen haben wir nun begonnen, diesen Parallelapparat genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie wollen uns unser Land wegnehmen, aber das wird ihnen niemals gelingen!
[Hier gibt es noch mehr Bilder zu den Protesten vom 3. November]