Montag, 28. November 2016

Menschenrechtsorganisationen setzen sich gegen Angriffe der Regierung zur Wehr


Die HondurasDelegation hat die Menschenrechtsorganisation CIPRODEH (Centro de Investigación y Promoción de los Derechos Humanos) besucht. Wir haben dort ein Gespräch mit Edgardo Colindres und mit dem Direktor Wilfredo Méndez geführt.

CIPRODEH wurde 1989 gegründet, in einem Zeitraum, in dem Honduras von einer Welle von Entführungen und Verschwindenlassen von Oppositionellen erschüttert wurde. Heute richtet das Zentrum seinen Hauptschwerpunkt auf die Einflussnahme in Politik und Gesetzesgebung aus. Ein Beispiel dafür ist das Monitoring der internen Abläufe im Nationalkongress am Ende der 90er Jahre, mit dem Ziel die Bevölkerung zu informieren, um damit einen Beitrag zur Stärkung der Meinungsbildung in der Bevölkerung zu leisten.

CIPRODEH sah sich durch die zunehmende Gewalt in Honduras, besonders der indigenen Bevölkerung gegenüber, verpflichtet, indigene Organisationen in Rechtsfragen und zur Verteidigung ihrer Menschenrechte zu beraten. Die indigene Bevölkerung ist vor allem von verschiedensten Landkonflikten betroffen, wie die aktuellen Pläne von Staudämmen, Vergabe von Minenkonzessionen, ZEDEs (Modellstädte) und Landraub. Ihre Arbeit richtet sich damit immer stärker auf die Begleitung, Beratung und Unterstützung der Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Im aktuellen Fall der Besetzung der Universität für Landwirtschaft in Catacamas von über 1.000 Studierenden, befindet sich CIPRODH gemeinsam mit anderen Menschenrechtsorganisationen wie C-Libre, COFADEH und das Red de Defensoras vor Ort, um die Studierdenen zu beraten.

CIPRODEH erforscht die Hintergründe der jeweiligen Menschenrechtsverletzungen, die in Dokumentationen, Forschungsberichten und Analysen veröffentlicht werden.

Die beiden Gesprächspartner bestätigten die Notwendigkeit der externen Solidarität und Unterstützung in Menschenrechtsfragen, da vorwiegend nur die offizielle Seite der honduranischen Politik nach aussen dringt.




Während unseres Besuchs bei COFADEH (Comité de Familiares de Detenidos y Desaparecidos de Honduras), berichtete die Direktorin Bertha Oliva über die schwierige Situation, in der sich COFADEH aufgrund einer extremen Diffamierungskampagne derzeit befindet. Mit der Kampagne soll die Organisation und deren Arbeit in der Verteidigung der Menschenrechte, speziell in der Region Bajo Aguán, geschwächt und entwertet werden.


Die interamerikanische Komission für Menschenrechte (CIDH) hat seit Jahren für Bertha Oliva Schutzmaßnahmen angeordnet. Bertha berichtet, dass die Finanzierung zur Realisierung der Schutzmaßnahmen jedoch nicht vom Staat übernommen werden, so dass sie selbst finanziell dazu beiträgt. Dies ist ein Besipiel dafür, dass der Mechanismus zum Schutz für Menschenrechtsverteidger*innen noch nicht ausreichend funktioniert.


Ihr Blick auf die zukünftige Politik, insbesondere auf Wahljahr ist eher pessimistisch, aufgrund der derzeitigen Absichten des Präsidenten sich zur Wiederwahl zu stellen. Die konkrete Arbeit mit den Menschen in ihrer Organisation sowie mit denen, die sie begleiten, gibt ihr immer wieder neuen Mut weiterzuarbeiten und Hoffnung auf notwendige soziopolitische Veränderung.



Unser letzter Besuch am Freitag führte uns in die Casa Alianza, einer Herberge für die Straßenkinder Tegucigalpas. Es handelt sich um eine große Einrichtung, die unter dem Namen Covenant House in unterschiedlichen Ländern zu finden ist. Ziel der Einrichtung ist es den Kindern und Jugendlichen Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Viele von ihnen haben Erfahrungen mit Gewalt und Missbrauch gemacht oder fliehen vor dem organisierten Verbrechen. Zur Zeit leben zwischen 140 und 150 Kinder in der Herberge. Sie alle bilden, wie der Name schon andeutet, eine Allianz und entwickeln gemeinsam mit den Vertreter*innen der Organisation einen sogenannten Lebensplan, der sich kontinuierlich festigt und in vielen den Ehrgeiz weckt, diesen auch zu verwirklichen.

Es gibt unterschiedliche Häuser, zum Beispiel für Mädchen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, für Jugendliche mit Drogenerfahrung oder für minderjährige Migrant*innen und Deportierte.

José Guadelupe Ruelas leitet das die Casa Alianza in Tegucigalpa seit vier Jahren und begrüßte uns zunächst in seinem Büro. Hier führt er uns in die Arbeit des Hauses ein und berichtet von den Erfahrungen seines Teams. Statt den Schutz der Straßenkinder zu würdigen oder gar zu unterstützen steht die honduranische Regierung der Organisation feindlich gegenüber. Direkte Drohungen und Gewalt gegen den Direktor des Hauses blieben unbestraft.

Guadelupe jedoch zeigt sich unbeeindruckt,“...denn was auch immer wir aufgrund unserer Arbeit erleiden müssen, ist nichts im Vergleich zu dem, was die Kinder durchmachen mussten.“: Von Seiten anderer sozialer Organisationen im In- und Ausland genießt die Casa Alianza volle Rückendeckung und sie schützen und unterstützen sich untereinander durch die Bildung von Netzwerken.

Direkt im Anschluss des Gesprächs führte er uns selbst durch die Räumlichkeiten und zeigte uns wo sich die Essräume, die Therapiezentren, die Bibliothek und die Büros der Mitarbeiter*innen befinden.

Ein wichtiger Bereich der Arbeit von Casa Alianza sind die regulären Monitoringberichte über Kinderrechte, die Erstattung von Anzeigen im Namen der Kinder, um das Thema in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.