von Daniela Dreißig in amerika21
Pajuiles, Honduras. Am vergangenen Freitag
sind in Honduras Martín Fernández, Generalkoordinator der
Menschenrechtsorganisation "Breite Bewegung für Würde und Gerechtigkeit"
(MADJ) und Oskar Martínez, Mitglied der MADJ, von etwa 20 bewaffneten
Männern angegriffen und verletzt worden. Die beiden Aktivisten wollten
in der Gemeinde Pajuiles im Department Atlántida die Zerstörung der
Protestcamps gegen das Wasserkraftwerk des Unternehmens Hidroeléctrica
Centrales El Progreso (Hidrocep) am Fluss Mezapa in Augenschein nehmen.Martín Fernández, Generalkoordinator der Menschenrechtsorganisation MADJ Foto: MADJ |
Am Freitagmorgen hat das MADJ-Anwaltsteam ein öffentliches Schreiben an die Staatsanwaltschaft in der Stadt Tela überreicht, in dem diese aufgefordert wird, Ermittlungen wegen der durch das Kraftwerk verursachten Umweltschäden aufzunehmen. Die Anwälte wurden von Mitgliedern der von dem Wasserkraftwerk betroffenen Gemeinden begleitet. Währenddessen zerstörten Unbekannte die verlassenen Protestcamps der Kraftwerkgegner und brannte sie teilweise nieder.
In einem Kommuniqué beschreibt MADJ, dass die Polizisten, die sich in der Nähe befanden, nicht eingeschritten seien, als die Schlägertruppe Fernández und Martínez angriff. Nach den Attacken wollten die Anwälte des MADJ bei der Polizei in Tela Anzeige erstatten. Gegenüber amerika21 erklärte Victor Fernández, ebenfalls Anwalt der Organisation, dass sich bis 23 Uhr kein Polizist bereit erklärt hatte, die Anzeige aufzunehmen.
Seit mehr als 130 Tagen blockieren Kraftwerkgegner die Zufahrtsstraße zur Baustelle von Hidrocep. Die betroffenen Gemeinden stellen Zerstörungen des Bergwaldes fest, sie fürchten um das gesamte Ökosystem, vor allem aber auch um ihren Zugang zu Wasser. Die Trinkwasserversorgung von 20 Gemeinden wurde bereits durch den Abraum der Baumaschinen erheblich beeinträchtigt. Dazu kommt, dass die nationale Gesetzgebung missachtet wird, denn in einer Gemeindeversammlung 2016 sprach sich die überwältigende Mehrheit gegen Hidrocep aus.
Gegenüber Telavision äußerte Martín Fernández, dass es "geheime Absprachen und Komplizenschaft" zwischen privatem Unternehmen, Gemeindeverwaltung und Polizei gebe. Hinzu kämen fehlende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Verantwortlichen der Schäden, den Hidrocep-Eigentümer Jason Hawit.
Im Zusammenhang mit dem Bau des Wasserkraftwerkes ist im Januar 2017 auf einen Staatsanwalt der Umweltbehörde ein Attentat verübt worden, kurz nachdem dieser am selben Tag die Schäden durch die Bauarbeiten von Hidrocep besichtigt hatte.
Für Martín Fernández hatte die Interamerikanische Menschenrechtskommission bereits 2013 besondere Schutzmaßnahmen angeordnet. Er wurde in der Vergangenheit mehrfach bedroht und musste zeitweise das Land verlassen. Fernández war Ende 2016 in Deutschland und unterrichtete Bundestagsabgeordnete, Mitarbeiter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Auswärtiges Amtes über die prekäre Situation der Umweltaktivisten und Anwälte in Honduras. Dabei unterstrich er, dass eine Unterstützung bei der Revision sämtlicher Umweltverträglichkeitsstudien von Wasserkraft- und Bergbauprojekten in Honduras durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit bedeutend wäre.