Daniela Dreißig in amerika21
Oppositionskandidat nach ersten Ergebnissen bei Präsidentschaftswahl
vorn. Amtierender Präsident erklärt sich dennoch zum Sieger. Wahlbetrug
in Vorbereitung? Tegucigalpa. Erste Auszählungen der Präsidentschaftswahl in Honduras haben ausgewiesen. Der Oberste Wahlrat (TSE) gab am Montag, nachdem 57 Prozent der eingegangenen Wahldokumente ausgewertet waren, bekannt, dass Nasralla mit 45,17 Prozent vor dem amtierenden Präsidenten Juan Orlando Hernández der Nationalen Partei mit 40,21 Prozent lag. 13,77 Prozent fielen auf Luis Zelaya von der Liberalen Partei. Marco Ramiro Lobo, Beisitzer des TSE, erklärte, dass die bisherige Tendenz des Vorsprungs der Allianz nicht mehr umkehrbar sei. Die endgütigen Ergebnisse sollen am Donnerstag vorliegen.
Tausende Oppositionelle zogen mit ihrem Kandidaten Salvador Nasralla (Bildmitte, helles Hemd) am Montag vor den Sitz der Wahlbehörde von Honduras und feierten den Sieg Quelle: @EnAlianza |
Der liberale Präsidentschaftskandidat Zelaya gratulierte Nasralla am Montag bei einer Pressekonferenz und kündigte an, dass seine Partei Regierungsvereinbarungen mit der Allianz der Opposition eingehen würde.
Mit Blick auf das Verhalten des TSE äußerte sich der Soziologe Hermilo Soto gegenüber Amerika21 kritisch: Die Verweigerung einer verlängerten Öffnung der Wahllokale, das zweimalige Aussetzen des Auszählungssystems nach Schließung der Wahllokale und die Verzögerung bei der Veröffentlichung der Ergebnisse seien als Versagen dieser wichtigen Institution zu interpretieren.
Von nationalen und internationalen Wahlbeobachtern wurde berichtet, dass es zu keinen schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten kam. Der gesamte Prozess wurde als ruhig beschrieben. In den Sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Anhänger der Nationalen Partei Wahlberechtigte vor den Wahllokalen Geld anboten, wenn sie für die PN stimmten. Einschüchterungen gegen internationale Menschenrechtsbeobachter wie gegen die Gruppe La Voz de los Abajo aus den USA, blieben vereinzelte Zwischenfälle.
Ein zukünftiges Regieren Nasrallas unter der bisherigen Verteilung der Sitze im Parlament wird als schwierig eingeschätzt. Die Nationale Partei hat laut vorläufigen Ergebnissen vom Montag 60 Sitze erlangt, die Allianz der Opposition nur 35. Dennis Muñoz, politischer Analyst, unterstrich im Gespräch mit Amerika21, dass seitens der Parlamentsmehrheit bei den Verhandlungen über den Staatshaushalt Druck auf die Regierung ausgeübt werden würde. Auch erfolge die Ernennung des Leitungspersonals der demokratischer Kontrollinstanzen durch das Parlament, das nach wie vor von der PN dominiert wird. Aufgrund der Sitzverteilung werde es zudem nicht möglich sein, die repressiven Gesetze, die in den letzten Jahren verabschiedet wurden, außer Kraft zu setzen. Die Nationale Partei habe die Möglichkeit alles zu blockieren, was die Allianz initiiere und würde praktisch vom Kongress aus regieren, schlussfolgert Soto.
Nach wie vor ist der Ausgang der Wahlen in Honduras unklar. Das Schweigen von Seiten des amtierenden Präsidenten wird durch politische Analysten vor Ort als Vorbereitung eines Wahlbetruges interpretiert. Zuletzt hatte sich Hernández am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter geäußert: er erwarte die Bestätigung seines "überwältigenden Sieges".