in amerika21
Tegucigalpa. Der Zivile Rat für indigene und
Basisorganisationen in Honduras (Copinh) hat am vergangenen Freitag, dem
internationalen Tag des indigenen Widerstandes, vor dem Gebäude der
Staatsanwaltschaft in Tegucigalpa demonstriert. Copinh und das
Anwaltsteam der Familie der ermordeten Umweltaktivistin Berta Cáceres
forderten Generalstaatsanwalt Óscar Chinchilla zudem auf, Ermittlungen
gegen das Unternehmen Desarrollos Energéticos S.A. (Desa) wegen des
Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung aufzunehmen. Die
internationale Expertengruppe GAIPE war bereits im November 2017 mit
Hilfe derselben Beweismittel, die auch der Staatsanwaltschaft vorliegen,
zu dem Schluss gekommen, dass ein solcher Verdacht begründet ist.Mitglieder von Copinh und des Anwaltteams der Familie Cáceres in einer Presseerklärung im Anschluss an die Demonstration Quelle: John Walsh |
Das Anwaltsteam der Nebenklage beklagt eine Reihe von Unregelmäßigkeiten im Fall Cáceres. Die Anwälte hatten seit 2017 mehrfach die Missachtung der Rechte der Opfer angezeigt. So bekamen sie keine Einsicht in wichtige Ermittlungsakten. Bei der Beweisaufnahme Anfang September stellte sich heraus, dass Handys, Tablets und Computerfestplatten aus Haus- und Bürodurchsuchungen u.a. der DESA nicht ausgewertet wurden. Bis heute haben die Anwälte keinen Zugang zu allen relevanten Informationen, das Gericht sei nicht gegen die dafür verantwortlichen Staatsanwälte vorgegangen. Darüber hinaus weigerte sich das Gericht, Vertreter der Familie Atala Zablah, Eigentümer der Desa und der das Wasserkraftwerk Agua Zarca mitfinanzierenden Bank Ficohsa, als Zeugen zu laden. Die Richter begründeten ihre Entscheidung damit, "dass keine weiteren Zeugen geladen werden, da das Gericht nicht über genügend Personal verfügt."
Berta Cáceres war Koordinatorin des Copinh und widersetzte sich gemeinsam mit indigenen Lenca-Gemeinden dem Bau des Wasserkraftwerkes Agua Zarca. Desa erlangte die Konzession 2010 ohne Konsultation der betroffenen indigenen Bevölkerung und mit Hilfe von manipulierten Umweltgutachten. Diese läuft über 50 Jahre und wurde bisher nicht zurückgenommen. Das Projekt ruht derzeit.