Nery López Sanabria (links) und Präsidentenbruder Tony Hernández (Kollage) |
Drogenhändler Nery López Sanabria alias Magdaleno Meza Fúnez von Mithäftlingen am Samstag erschossen worden. López Anwalt Carlos Chajtur hatte im Vorfeld die Behörden wegen eingegangener Todesdrohungen gegen seinen Mandanten alarmiert und die Verlegung in ein anderes Gefängnis beantragt. Darauf sei nie reagiert worden. Er macht nun die Regierung und den Vizedirektor German Mcneil für diesen Mord verantwortlich.
Migdonia Ayestas, Direktorin für die Stelle zur Beobachtung von Gewalt, kritisierte das Gefängnissystem. Gefängnisse seien eigentlich sichere Orte, an denen es durch die Kontrolle des Staates nicht zu solchen Todesfällen kommen könne. "Oder handelt es sich um selektive Todesfälle, um Menschen zum Schweigen zu bringen, die Notizbücher hatten, in die (Aktivitäten) des Drogenhandels geschrieben wurden, an denen Politiker beteiligt sind?" so Ayestas weiter.
López' Notizbuch war bei seiner Verhaftung im Juni 2018 konfisziert worden. Es enthält zahlreiche Details über Kokaintransporte an Juan Antonio "Tony" Hernández, den Bruder des amtierenden Präsidenten von Honduras, Juan Orlando Hernández. Die New Yorker Staatsanwaltschaft legte das Notizbuch als Beweismittel gegen den am 18. Oktober verurteilten Tony Hernández vor. Es soll zudem verschlüsselte Verweise auf Juan Orlando Hernández enthalten.
Ein weiterer Zeuge sagte aus, dass Tony Hernández dem inhaftierten Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman Schutz für seine Drogentransporte versprochen habe. Der amtierende Präsident soll dieser Quelle zufolge zudem etwa 1,5 Millionen US-Dollar aus Drogenerlösen für seine Wahlkampagne im Jahr 2013 erhalten haben. Der Präsident weist alle Beschuldigungen, die in diesem Prozess öffentlich wurden, zurück.
López soll auch Partner des honduranischen Kartells Valle-Valle gewesen sein, deren Anführer im Jahr 2015 in die USA ausgeliefert wurden. Der Prozess gegen López sollte im Januar 2020 beginnen.
Aufgrund der in New York bekannt gewordenen Verbindungen der Drogenkartelle mit dem honduranischen Militär, Polizei und der Präsidentenfamilie protestierten in der letzten Woche landesweit Honduraner. Sie fordern den Rücktritt des "Drogenregimes Hernández" und klagen die Untätigkeit der Generalstaatsanwaltschaft an. Polizeieinheiten setzten Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein.