Tegucigalpa. Auch knapp drei Wochen nach den Wahlen hält in Honduras die Unsicherheit darüber an, wer das nächste Staatsoberhaupt des Landes sein wird. Derzeit läuft eine manuelle Nachzählung von rund 2.800 Wahlprotokollen. In der Zwischenzeit heizt sich die Stimmung immer stärker auf. Am Mittwoch kam es bei Zusammenstößen zwischen Anhänger:innen der linken Noch-Regierungspartei Libre und der von US-Präsident Donald Trump favorisierten rechten Nationalen Partei zu mindestens 20 Verletzten auf beiden Seiten. Die Polizei schritt gewaltsam ein und verschoss Tränengasgranaten.
Bislang sind 99,85 Prozent der Stimmzettel ausgezählt. Derzeit führt der rechte Kandidat Nasry Asfura mit 40,24 Prozent knapp vor seinem liberalen Konkurrenten Salvador Nasralla, der auf 39,64 Prozent kommt. Rixi Moncada von der Libre Partei liegt hinten.
Noch am 16. Dezember sprach die amtierende linke Präsidentin Xiomara Castro davon, dass die Wahlen insgesamt für ungültig erklärt werden müssten. Sie warnte vor einem laufenden Putsch und rief die Zivilgesellschaft zum friedlichen Widerstand dagegen auf.
Am 17. Dezember postete das US-State Department für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, dass die Auszählung strittiger Wahlakten endlich beginnen und rasch ein offizielles Ergebnis herbeigeführt werden müsse. Bereits in der darauffolgenden Nacht trafen sich Vertreter:innen der Liberalen und der Nationalen Partei in den Räumen des nationalen Unternehmerverbandes Cohep, um einen Pakt zur Auszählung von knapp 2.800 inkonsistenten Wahlakten zu schließen. Die Liberale Partei gilt allerdings als intern gespalten. Nasralla fordert weiterhin die Auszählung der einzelnen Stimmzettel.
Am Donnerstag wurde außerdem Héctor Benjamín Valerio Ardón zum neuen Chef des Generalstabs ernannt. Valerio Ardón war unter anderem Sicherheitschef der Präsidentengarde des ehemaligen Präsidenten Juan Orlando Hernández und gilt als dessen Vertrauter. Hernández war am 1. Dezember von US-Präsident Donald Trump begnadigt worden, obwohl er wegen Verbrechen im Zusammenhang mit Drogenhandel und illegalem Waffenbesitz zu 45 Jahren Haft verurteilt worden war (amerika21 berichtete).
Valerio Ardón hat jedoch den Ruf, sich an unterschiedliche Machthaber:innen anpassen zu können. In seiner Antrittsrede bekannte er sich zu Demokratie und Menschenrechten und betonte, dass das Militär den korrekten Ablauf der Wahlen und der Auszählung unterstütze.
Anlässlich der Amtsübergabe an Valerio Ardón bekundete Präsidentin Castro, sie werde trotz ihrer Kritik das vom Nationalen Wahlrat CNE verkündete Ergebnis "um des Friedens willen" akzeptieren.
Die Nationale Partei drängt darauf, dass noch vor Weihnachten die offiziellen Ergebnisse verkündet werden. Der Wahlrat, der aus Vertreter:innen von Libre, der Nationalen und der Liberalen Partei besteht, hat allerdings laut Gesetz noch bis zum 30. Dezember Zeit. Laut dem CNE ist eine Kombination aus administrativen Hindernissen, technischen Problemen und der Abwesenheit von Parteivertreter:innen an den Auszählungstischen der Grund dafür, dass immer noch kein endgültiges Ergebnis vorliegt.
Samstag, 20. Dezember 2025
Honduras nach den Wahlen: Straßenkämpfe und Putschgerüchte
aus: amerika21, v. 20.12.2025
von Anna Rösch
In Honduras herrscht zur Zeit Chaos.
Wie wird es weiter gehen?