Von Thorben Austen amerika21
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Quelle:Nasry Tito Asfura |
Tegucigalpa. Auch fast 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale steht in Honduras kein Wahlsieger fest. Laut Zahlen des Wahlrats CNE standen am Montagnachmittag die beiden konservativen Kandidaten Nasry Asfura von der Nationalen Partei und Salvador Nasralla von der Liberalen Partei bei einem "technischen Unentschieden". Nach 57 Prozent ausgezählter Stimmen kam Asfura auf 39,91 Prozent, Salvador Nasralla auf 39,89 Prozent. 505 Stimmen trennten beide Kandidaten.
Nach den ersten Veröffentlichungen des Wahlrates am Sonntagabend hat Asfura noch mit gut 1,2 Prozent der Stimmen in Führung gelegen, seitdem ist sein Vorsprung kontinuierlich gesunken. Auf Platz drei liegt die Kandidatin der bisherigen Regierungspartei Libre, Rixi Moncada. Sie kommt auf 19,4 Prozent.
Die Wahlbeteiligung lag mit 43,6 Prozent deutlich unter der von 2021, als 68 Prozent der Wähler abgestimmt hatten. Der Wahltag wurde in den Medien als überwiegend ruhig und ohne größere Zwischenfälle beschrieben.
Asfura und Nasralla repräsentieren mit der Nationalen bzw. der Liberalen Partei die beiden Parteien, die sich bis zum Putsch 2009 jahrzehntelang an der Macht abwechselten. Aus dem Widerstand gegen den Putsch entstand die Partei Libre, die 2021 mit Xiomara Castro die Wahlen gewann. Nasralla, ein ehemaliger Fernsehmoderator, stand nach dem Putsch in Opposition zur Nationalen Partei und forderte die Wiederherstellung der Demokratie. 2017 kandidierte er in einer Allianz mit Libre, 2021 verzichtete er dann zugunsten von Libre auf eine eigene Kandidatur. In der vergangenen Legislaturperiode überwarf er sich aber mit der Partei, schloss sich der Liberalen Partei an und gewann die parteiinternen Vorwahlen.
Nasry Asfura war von 2014 bis 2022 Bürgermeister der Hauptstadt Tegucigalpa. Seine Nationale Partei regierte Honduras nach dem Putsch von 2009 für zwölf Jahre, die Wahlen 2013 und 2017 waren von Betrugsvorwürfen überschattet.
US-Präsident Donald Trump hat sich vergangene Woche in den Wahlkampf eingemischt (amerika21 berichtete). Erst rief er zur Wahl Asfuras auf, dann stellte er am Freitag finanzielle Hilfen für Honduras in Aussicht, aber nur, wenn Asfura gewinnen sollte. In der gleichen Mitteilung am Freitag kündigte Trump die Begnadigung des wegen Drogen- und Waffenhandels verurteilten Ex-Präsidenten Juan Orlando Hernández an (amerika21 berichtete).
In einigen Medien wird eine vergleichsweise radikale Rhetorik der bisherigen Regierungspartei Libre als Grund für die Niederlage aufgeführt. Die Regierung von Xiomara Castro hatte sich selbst als Regierung des "Demokratischen Sozialismus" und "Regierung aus dem Widerstand" bezeichnet. In einem Beitrag nach den Wahlen erklärte der Analyst Héctor Soto, Libre sei nicht für ihre "Regierungsarbeit vom Wähler abgestraft worden, sondern für ihre Vorschläge ins Extreme, da sagte das politische Zentrum, da gehe ich nicht mit".
Am Sonntag wurden auch die Bürgermeister und das Parlament neu bestimmt. Bei ersteren liegen noch keine abschließenden Ergebnisse vor, bei den Parlamentswahlen zeichnet sich ebenfalls ein Sieg für die traditionellen Parteien ab. Die Nationale Partei kommt nach Zahlen vom Montag auf 50 Sitze, die Liberalen auf 39, Libre auf 34. Jeweils zwei Sitze haben die Demócrata Cristiana und die sozialdemokratische Pinu.
