Daniela Dreißig, amerika21
José de los Santos Sevilla |
Montaña de la Flor im Department Francisco Morazan
Der Mord an Sevilla ereignet sich knapp ein Jahr nach der Ermordung der international renommierten Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres am 3.März 2016. Wie bei Sevilla drangen in der Nacht Bewaffnete in das Haus ein und erschossen Cáceres, die sich gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden gegen den Bau des Wasserkraftwerkes Agua Zarca stellte. Der mexikanische Umweltaktivist Gustavo Castro, der mit ihr im Haus war, wurde angeschossen. In diesem Fall sind bisher acht Tatverdächtige festgenommen worden, darunter Sergio Rodriguez, ein Angestellter der Betreiberfirma DESA sowie Mariano Díaz, ein aktiver Militärangehöriger und vier Ex-Militärs. Bei der letzten Festnahme am 8. Februar handelt es sich um den 22-jährigen Óscar Torres Velásquez, der auf Castro geschossen haben soll. Der Rat für indigene und Basisorganisationen in Honduras (COPINH), deren Koordinatorin Cáceres war, kritisiert weiterhin, dass gegen die eigentlichen Auftraggeber des Mordes nicht ermittelt werde. Die honduranischen Ermittlungsbehörden seien zu schwach und von der Regierung abhängig. Nach einem Bericht der Interamerikanischen Menschenrechtskommission bleiben etwa 80 Prozent der Tötungsdelikte in Honduras in vollkommener Straflosigkeit.
Die Menschenrechtslage in Honduras hat nach der Veröffentlichung des Global Witness-Berichtes "Honduras - der tödlichste Ort, um die Erde zu verteidigen" Ende Januar international Aufmerksamkeit erregt. Global Witness fordert vom honduranischen Staat in fünf aufgeführten Fällen von Menschenrechtsverletzungen eine lückenlose Aufklärung: "Die Präsidentin der Nationalen Partei [der aktuellen Regierungspartei] und deren Beziehung zu den illegalen Staudämmen", "Der Mord an Berta Cáceres und die dunklen Interessen um Agua Zarca", "Die Bergbautätigkeit des Unternehmers Lenir Pérez", "Massaker in den Tolupán-Gemeinden" und "Die Garífuna und die Kräfte, die die touristische Entwicklung in Honduras unterstützen". Bei der zweijährigen Recherchearbeit für den Bericht hätten sich klare Verbindungen zwischen den politischen und wirtschaftlichen Eliten des Landes gezeigt. 123 Umweltaktivisten seien seit 2010 ermordet worden.
Nach dieser Veröffentlichung wurde erneut eine Kampagne in den regierungsnahen Medien gegen COPINH und die indigene Organisation im Department La Paz (MILPAH) sowie gegen Global Witness losgetreten.