Nach dem Scheitern der sogenannten
"Chartercities" unter eigener Gesetzgebung in Madagaskar, ist inzwischen
Honduras, das Land mit einer der höchsten Mordraten der Welt, zum
Experimentierfeld für dieses Modell extraterritorialer Modellstädte
geworden. Sie heißen in Honduras nun "Sonderentwicklungszonen" und
gleichen trotz einiger legalistischer Verbrämungen den abgeschotteten
"LEAP Zones" Mark Klugmanns, also den "Legal economic, administrative,
political jurisdictions" von Reagans und Bush ehemaligem Redenschreiber,
der an zentralamerikanischen Privatuniversitäten unverhohlen mit dem
Motto "faster growth, less conflict" wirbt.
Die erste Zone im Süden des Landes samt Tiefseehafen
ist in Planung, eine zweite soll bald im Gebiet der afrokaribischen
Garifuna an der Nordküste von Honduras entstehen.
Während Tausende in ganz Honduras Woche für Woche
gegen Korruption und die systematische Straflosigkeit protestieren,
beherbergte das Land im August 2015 eine "Weltkonklave" für nahezu
reglementierungsfreie, internationale Bergbauinvestitionen und will in
Sachen "Green Economy", also der Produktion vermeintlich "sauberer"
Energie für den kontinentalen Markt mit Hilfe von Staudämmen und
Windparks ganz vorne mitmischen.
Unser Seminar fragt nach Zusammenhängen und
Hintergründen, vor allem auch nach der Mitwirkung deutscher
"Entwicklungspolitik" und der Beteiligung hiesiger und europäischer
transnationaler Konzerne. In einem weiteren Schritt sollen Strategien
des kleinbäuerlichen und indigenen Widerstandes beleuchtet und die
Wirksamkeit internationaler Vernetzung und Solidarität kritisch
überprüft werden - woraus im Idealfall Ideen und Handlungsoptionen für
weiteres Engagement hier vor Ort entstehen.
Die Organisator_innen des Seminars pflegen seit
Jahren enge Kontakte zu sozialen Basisorganisationen in Honduras; seit
2010 entsenden wir regelmäßig Delegationen zur Recherche und zum Schutz
gefährdeter Aktivist_innen dorthin; ebenso regelmäßig reisen
Aktivist_innen z.B. des Rates von indigenen und Volksorganisationen
COPINH oder Umweltaktivist_innen der Breiten Bewegung für Würde und
Gerechtigkeit (MADJ) hierher, um über ihre Kämpfe zu berichten und
Solidariät mit unseren Aktionen hier im Norden zu zeigen.
Referentinnen:
Magdalena Heuwieser: Autorin des Buches "Grüner
Kolonialismus in Honduras. Land Grabbing im Namen des Klimaschutzes und
die Verteidigung der Commons" (Wien 2015); engagiert in der Bewegung für
Ernährungssouveränität, Mitarbeiterin eines Netzwerkes gegen die
"Finanzialisierung der Natur".
Paula Lochte: befasste sich im Rahmen ihres Studiums
der Politikwissenschaft an der FU Berlin u.a. mit den ideologischen
Fundamenten des Konzeptes der Modellstädte und arbeitet derzeit an einer
vergleichenden Studie zum "Greengrabbing" und der Verteidigung
indigener Territorien in Honduras und Mexiko.
Organisator_innen: Öku-Büro für
Frieden und Gerechtigkeit e.V. München, Menschenrechtskette - Cadena de
Derechos Humanos Honduras (CADEHO), Berlin, HondurasDelegation
DeutschlandÖsterreich, BUKO
Ort: New/Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2 a, 10997 Berlin-Kreuzberg)
Termin: 15.10.2016
Teilnahmebeitrag: 0-20 Euro nach Selbsteinschätzung
Anmeldung: mail@buko.info
Das Seminar wird finanziell gefördert durch die Rosa Luxemburg Stiftung