Samstag, 22. Oktober 2016

Wieder Aktivisten im Landkonflikt in Honduras ermordet

Daniela Dreißig in amerika21

Tocoa, Honduras. Zwei führende Mitglieder der Vereinigten Bauernbewegung von Aguan (MUCA) sind ermordet worden. Unbekannte feuerten am vergangenen Dienstag in der Siedlung La Confianza im Department Colon mehrere Schüsse auf José Ángel Flores und Silmer Dionisio George ab. Die MUCA fordert sowohl durch gerichtliches Vorgehen als auch durch Landbesetzungen Ackerland für die landlosen Kleinbauern zurück.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission hatte Flores und George wegen anhaltender Todesdrohungen bereits im Mai 2014 besondere Schutzmaßnahmen zugesprochen, die vom honduranischen Staat jedoch nicht gewährt wurden.

In einer unmittelbaren Reaktion auf die Morde betont Amnesty International: "Honduras ist zu einer Sperrzone für Menschenrechtsverteidiger geworden." Der Repräsentant der Europäischen Union, Ketil Karlsen, und der US-Botschafter in Honduras, James Nealon, bedauerten die Morde und forderten eine sofortige und lückenlose Untersuchung.



Von 2010 bis 2015 wurden in Bajo Aguan 19 Siedlungen gewaltsam geräumt. Yoni Rivas von der lokalen Agrarplattform äußerte: "Es gibt eine Todesschwadron, die im Aguantal operiert, dies haben wir schon vor Jahren öffentlich gemacht". Die Verantwortung für die Morde liege bei der honduranischen Regierung, bei der Corporation Dinant, einem Unternehmen des Großgrundbesitzers Facusse, sowie internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank. Seit dem Militärputsch 2009 sind 131 ermordete Bauern und Bäuerinnen in der Region zu beklagen. Weiter erklärte Rivas, es zirkuliere eine Liste mit Namen von Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Aguantal, die ermordet werden sollen. Seit dem Putsch kam es zu einer zunehmenden Militarisierung der gesamten Region, neben den staatlichen Kräften operieren auch bewaffnete Gruppen der Großgrundbesitzer.

Durch die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen hat der Agrarkonflikt im Aguantal international für Aufsehen gesorgt. Tausende landlose Kleinbauern sind von der zunehmenden gewaltsamen Landnahme der wenigen Großgrundbesitzer betroffen. Die Ländereien werden ausschließlich zum Anbau der Ölpalme genutzt, die unter anderem zur Weiterverarbeitung zu Agrarsprit für die Industrieländer dient. Das Gesetz zur landwirtschaftlichen Modernisierung, das 1992 verabschiedet wurde, kam ausschließlich dem international agierenden Agrarbusiness zugute und führte zu einem drastischen Rückgang der Lebensmittelproduktion.