Samstag, 20. Januar 2018

“Es reicht!” – Choloma im Widerstand



Melani Reyes aus dem Sektor López Arellano [1] (Munizip Choloma, Dept. Cortés)  erlebte als Kind, wie die Polizei ihre Mutter suchte, weil diese sich in den 1980er Jahren fϋr den Zugang zu Wasser und Energie in ihrer Gemeinde einsetzte. Frϋhzeitig war ihr klar, dass sie sich ihre Rechte erkämpfen muss. 

Als 2009 der damaligen Präsident Manuel Zelya aus dem Amt geputscht wurde, ging sie auf die Straße. Im darauffolgenden November 2009 wurde ihr Haus von Militärs umzingelt. Eine Festnahme konnte verhindert werden, weil die Anwohner*innen ihrer Gemeinde ihr in diesem Moment beistanden. 

Melani Reyes Quelle: HondurasDelegation
Jetzt setzt sie sich in ihrer Region als Mitglied der Frauenorganisation MOMUCLA (Frauenbewegung des Sektors López Arellano und Umgebung) fϋr Rechte von Frauen ein. Gemeinsam mit vielen anderen Frauen der Organisation MOMUCLA koordiniert sie seit November letzten Jahres die Proteste gegen den Wahlbetrug und die Diktatur von Juan Orlando Hernández in ihrer Region. „Wir haben am 29. November mit Protesten und Straβenblockaden angefangen. Wenige Stunden nach Beginn des Protestes kam die Militärpolizei und warf Tränengasbomben. Wir müssen weiter kämpfen.” sagt Melani im Gespräch mit der HondurasDelegation. Was sie motiviert auf die Straße zu gehen? „Meine Überzeugung. Ich gehe nicht fϋr Nasralla auf die Straße. Ich will, dass sich etwas ändert. Die Regierenden müssen verstehen, dass der Reichtum umverteilt werden muss.” Dass dieser Kampf lange dauert, ist ihr klar:  „Vielleicht erlebe ich eine Veränderung nicht mehr, aber fϋr meine Kinder muss ich etwas tun. Die Lebensbedingungen in den letzten Jahren haben sich enorm verschlechert. Wasser und Strom sind teurer geworden, die Steuern werden höher. Die Rate der Frauenmorde ist in den letzten zwei Jahren dramatisch gestiegen. Es reicht!”

Dass in Choloma der Protest gegen den amtierenden Präsidenten Hernández massiv ist, verwundert nicht. Der Staat geht gegen die Protestierenden mit enormer Gewalt und Menschenrechtsverletzungen vor. Die Breite Bewegung fϋr Wϋrde und Gerechtigkeit (MADJ) unterstϋtzt die Menschen im Widerstand mit Gespräche über Menschenrechte. Melani Reyes ist eine der 20 Personen, die an einen dieser Gesprächskreise teilnimmt, um zu lernen wie beispielsweise Menschenrechtsverletzungen dokumentiert werden. Dies ist einerseits fϋr die Zeit des Generalstreiks ab dem 20. Januar wichtig, andererseits werden aber auch nach dem 27. Januar 2018 (Beginn der illegalen zweiten Amtszeit von Hernández) Menschenrechtsverteidiger*innen an der Basis dringend gebraucht.


Der zweite Bericht der honduranischen Menschenrechtsorganisation COFADEH dokumentiert detailliert über die Ereignisse und Menschenrechtsverletzungen im Zeitraum vom 26. November bis 31. Dezember 2017. (in spanisch)


[1] Allein im Sektor López Arellano wurden durch die brutale Repression der Militärpolizei Anfang Dezember 2017 nachweislich fünf Bewohner getötet.