Wenn das Einfordern von angestammten Rechten eine Straftat wird
An die Bevölkerung von Honduras
An die internationale Öffentlichkeit
Am 9. August, dem internationalen Tag der indigenen Völker,
haben wir, eine Delegation mehrerer indigener Gemeinschaften und der
Garífuna - zusammen mit Aktivist*innen anderer sozialer Bewegungen und aus
anderen Ländern - uns in Tegucigalpa versammelt, um unsere gemeinsame Stimme zu
erheben und Gerechtigkeit zu fordern.
Mit einer Aktion in der Generalstaatsanwaltschaft machten wir
deutlich, dass wir es satt haben und ermüdet sind, dass ein Staat, der für das
Wohlergehen und die Sicherheit der Bevölkerung sorgen sollte, sich gleichgültig
zeigt und sogar in vielen Fällen unsere grundlegenden Rechte verletzt. Wir sind
abhängig vom Justizsystem, jedoch ist es unser legitimes Recht als Bürger*innen
dieses Landes für unsere Territorien und das Leben in unseren Gemeinden zu
kämpfen. Aus diesem Grund sagen wir deutlich, dass wir friedliche Menschen
sind, jedoch weiteren Missbrauch und Ungerechtigkeit nicht mehr hinnehmen
werden.
Wir verurteilen, dass der stellvertretende
Generalstaatsanwalt Sibrian Bueso im Namen der Generalstaatsanwaltschaft die
Polizei aufforderte, uns aus dem Gebäude zu räumen und uns drohte, ein
Strafverfahren gegen die anwesenden Personen einzuleiten. Wir fordern, dass die
Todesfälle, das Verschwindenlassen und die Angriffe auf die indigenen
Gemeinschaften in ihren Territorien genauso schnell untersucht werden, wie die
anwesenden Führungspersonen kriminalisiert werden.
Am 17. August 2022 bestätigten die Staatsanwaltschaft für
allgemeine Straftaten und die Ermittlungsbehörde ATIC, dass eine
strafrechtliche Untersuchung gegen Miriam Miranda, Koordinatorin von OFRANEH;
Luther Castillo, derzeitiger Minister für Wissenschaft und Technologie und den
Anwalt unserer Organisation Edy Tábora eingeleitet worden ist. Es gibt auch
Informationen, dass Ermittlungen gegen andere führende Persönlichkeiten, die an
der Aktion teilgenommen haben, eingeleitet wurden - ein beschämender Akt der
juristischen Verfolgung.
Wir möchten noch einmal klarstellen, dass die Generalstaatsanwaltschaft sich irrt, wenn sie glaubt, uns mit diesen Kriminalisierungsmaßnahmen einschüchtern zu können. Wir werden weiterhin für die Rückgabe unserer angestammten Rechte kämpfen. Wir fordern Ermittlungen zum Verbleib unserer Garífuna-Compañeros aus Triunfo de la Cruz. OFRANEH hat Mechanismen vorgeschlagen, aktiv an dieser Untersuchung teilzunehmen, zum einen durch das SUNLA-Komitee und zum anderen durch die Schaffung einer Sonderstaatsanwaltschaft für Fälle gewaltsamen Verschwindenlassens.
Mit der Kraft von Barauda und Satuye
Aura Buni,
Amürü Nuni
18. August 2022, La Ceiba, Atlántida